Gastbeitrag von Kerstin Heinz
Wann immer ich mich mit unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen Bereichen unterhalte, kommt es immer wieder auf dasselbe hinaus: Die meisten von uns wünschen sich eine ordentlichere Wohnung. Die Gründe, warum das bisher noch nicht eingetreten ist, sind vielfältig.
Und die Gründe haben in den wenigsten Fällen damit zu tun, dass diese Leute etwa „zu dumm für Ordnung sind“. Im Gegenteil. Oftmals haben genau diese Menschen bereits ein halbes Dutzend Dinge, Methoden und Strategien ausprobiert und daraus zumindest gelernt was nicht für sie funktioniert.
Dass diese Methoden und Strategien nicht für jeden gleich gut funktionieren, liegt in der Natur des Menschen. Wir haben alle unterschiedliche Erfahrungen gesammelt, andere Lebensumstände, andere räumliche Gegebenheiten und Wohnsituationen. Wie soll da eine Methode/Strategie für jeden Menschen passen?
Jeder kann Ordnung lernen. In jedem Alter. Wenn derjenige das denn möchte. Dank der Neuroplastizität unseres Gehirns sind wir auch bis ins hohe Alter dazu in der Lage, neue Dinge zu lernen, uns zu verändern und den gegebenen Umständen anzupassen.
Die Frage, ob nun die innere Ordnung die äußere beeinflusst oder umgekehrt – was denn nun stimmt – ist zu vergleichen mit der Frage: Was war zuerst? Die Henne oder das Ei?
Als ehemalige Sammlerin wäre ich ohne innere Ordnung überhaupt nicht an den Punkt gekommen, dass ich im Außen hätte Ordnung machen oder halten können. Da waren bei mir noch einige Glaubenssätze und Einstellungen aus meiner Kindheit aktiv, die mich davon abgehalten hätten. Beispiele gefällig?
„Man kann es ja nochmal gebrauchen“
„Das hat mal viel Geld gekostet“
„Das kann ich nicht weggeben, das war ein Geschenk“
An der Stelle hab ich mich jahrelang prima selbst von meiner ordentlicheren Wohnung abgehalten. Denn genau diese Glaubenssätze haben dazu geführt, dass ich gesammelt und in meiner Wohnung verschiedene Dinge angehäuft habe. Meine Wohnung hatte erst dann eine Chance ordentlicher zu werden, als ich anfing zu hinterfragen und meine Einstellung zu ändern.
„Ich kann mir im Außen nichts kaufen, was mich dauerhaft glücklich macht.“
Und selbst dann hat es bei mir noch 5-6 Jahre gedauert, bis ich in meiner Wohnung soweit aussortiert hatte, dass ich mich darin wieder wohl gefühlt habe. Die Veränderung in unserem Inneren geht meist schnell, die Veränderung im Außen, unsere 3D-Welt, verändert sich jedoch meist sehr viel langsamer.
Ohne die Veränderung meiner inneren Welt habe ich in meiner Wohnung unbewusst immer wieder dasselbe Bild kreiert. Ich habe aufgeräumt und binnen kurzer Zeit sah es wieder genauso aus. Hallo Teufelskreis!
Das war für mich einer der ausschlaggebenden Gründe warum ich 2009 überhaupt erst anfing, mich mit dem Thema Ordnung tiefer zu beschäftigen. Die Ursachen, warum Unordnung entsteht sind extrem vielfältig. Konditionierungen (aus der Kindheit), über sammelintensive Hobbies (wie z.B. Nähen, Basteln), Traumata und fehlende Selbstliebe (Kaufen für die kurzfristigen Glücksgefühle), ungelöste Themen (Frustkäufe), aber auch permanente Trigger sind mögliche Ursachen.
Was uns dagegen im Teufelskreis (und damit in der Unordnung) hält, sind Dinge wie Kaufsucht, hinderliches Umfeld, dysfunktionale Überzeugungen, Unehrlichkeit (uns selbst gegenüber), Unzufriedenheit, Unfähigkeit Hilfe anzunehmen, Scham, Angst vor Bewertung, angeknackster Selbstwert, Zeitmangel, Vergleiche, (emotionale) Abhängigkeit und viele weitere.
Was es braucht, um den Teufelskreis zu durchbrechen sind – neben der aufgelösten Ursache – vor allem Einsicht, Durchhaltevermögen, Veränderungsbereitschaft, ein gewisses Maß an Eigenverantwortung, Verständnis (von anderen und dir selbst), Mut, Geduld, Sicherheit, Motivation, Klarheit und einen guten Grund, warum du es schaffen möchtest (Antrieb).
Ordnung hat immer mit uns selbst zu tun. Unordnung auch.
Wenn du also im Außen noch nicht das Ergebnis hast, was du dir wünschst, darfst du – sobald du bereit bist – den Weg nach innen antreten und dort mal nachschauen, was für Überzeugungen über Ordnung/Unordnung bei dir aktiv sind, die dich noch von deinem ordentlicheren Zuhause abhalten.
In ihrem Podcast “SHIFT: Loslassen & Leben” berichtet Gastautorin & Ordnungscoach Kerstin Heinz regelmäßig über diese und ähnliche Themen. Wer möchte, bekommt hier alle zwei Wochen montags ab 7 Uhr neue Impulse für ein aufgeräumteres Zuhause, nachhaltige Veränderung und persönliches Wachstum.
Zum Podcast:
https://bewussteordnung.de/podcast
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